Nicht auswandern – des Glaubens wegen

Paul Thöni (geb. 1926), Optant, nicht ausgewandert.

Über das Hin und Her, das Umschwenken und dann doch nicht entscheiden, kann Paul Thöni aus Mals berichten. Seine Mutter hatte sich mal am Stiefsohn, dann am Taufpaten, dann wieder an der Meinung des Ortsvertrauensmannes orientiert. Er war vaterlos aufgewachsen.

„Ich weiß, was wir daheim mitgemacht haben! Das war wirklich eine harte Zeit! Aber deswegen will ich sagen: Man kann den Leuten das nicht unbedingt zuschreiben“, sagt Thöni über die Entscheidung zu optieren. Aus Mangel an Information habe man sich an die Nachbarn und an die Mehrzahl gehalten.

Denn „was gegen die Auswanderung spricht, ist natürlich der Glaube!“ Dieser Überzeugung war Thöni. „Die Religion, die war das A und das O! Dafür hat der Pfarrer schon gesorgt. Da hat es natürlich nicht viel Erfahrung gegeben, man hat aber doch irgendwie von diesen ‚Neuheiden‘ draußen ein bisschen halt gehört, dass da etwas nicht ganz stimmt und so weiter. Obwohl sie das gut getarnt haben“, meint Thöni. Darin sieht er einen Hauptgrund dafür, dass die Leute im Grunde in Südtirol bleiben wollten.

Was Thöni am meisten beeindruckt hat, war dieser große Riss in der Bevölkerung als es losging mit der Propaganda. „Man hat zuerst die einen, also die einen sind ‚Walsche‘ geworden. Ist auch ein Verrat an der Heimat. Und die anderen sind Verräter an der Heimat, weil sie gehen, nicht wahr!“, resümiert Thöni. Beide Lager setzten sich arg zu. Thöni spricht von Feindschaften, die es auch lange nach dem Krieg noch gegeben hat.

Mit sich selbst war er ab dann im Reinen, als der Generalvikar Alois Pompanin ganz für Deutschland war und auch den Brixner Bischof Johannes Geisler (Bischof der Diözese Bozen-Brixen 1930–1952; stammte aus Mayrhofen im Zillertal) dahingehend zu beeinflussen schien. Das empfand Thöni als einigermaßen beruhigend. Immer bezogen auf den Glauben. Denn gegangen ist er ja nicht.

Foto: Paul Thöni in „Option und Erinnerung“.
Quelle: „Die Erinnerung an die Südtiroler Option 1939“ von Elisa Heinrich (Tagung “Option und Erinnerung”, 2./3. Oktober 2014, Freie Universität Bozen).