Berta Meraner (geb. 1924), Optantin, nicht ausgewandert
„Eure Mädel wohnen in einem Heim im Achern in einer lieblichen Landschaft am Eingang zum Schwarzwald. Eure Jungen wohnen in Rufach im Elsass auf historischen Boden, der immer eine Stätte des Kampfes war“, so schreibt Dr. Erich Schmidt im Dezember 1940 über die „Schule für Volksdeutsche“. Schmidt hatte den Auftrag erhalten, an den genannten Orten Anstalten für die Südtiroler Mädchen und Jungen aufzubauen, „wo sie eine neue Heimstätte finden, sowie erzieherisch und unterrichtlich betreut werden können.“
Eine, die auch dort hinkam ist Berta Meraner. Erst war sie in Bozen 2 Jahre lang zur italienischen Schule gegangen. „Nachher bin ich nach Achern, Baden-Baden, sind 187 Mädchen hinaus gekommen, da waren auch viele Bekannte in unserer Schule“, erinnert sich Meraner vor allem auch an Frau Gebert-Deeg und ein paar aus Südtirol stammende Lehrerinnen.
Für die Buben habe es die Schule in Rufach gegeben. „Und dort ist schon so ein bisschen sehr nationalsozialistisch eingehämmert worden“, sagt Meraner. Weniger bei den Mädchen. Im ersten Jahr im Heim hätten sie sogar am Sonntag die Messe besucht. „Und dann ist es verboten worden, von oben herunter, nicht, unsere Heimleiterin, nicht Fräulein Keit hat es verboten, aber sie hat sich danach richten müssen“, berichtet Meraner.
Sie wisse noch gut, „wie wir die letzte Messe gehabt haben, das war ein junger netter geistlicher Herr, der immer gekommen ist. Dann hat er zum Schluss gesagt: ‚Ja, es tut mir leid,‘ aber er muss uns leider sagen, ab heute darf hier im Heim keine Messe mehr gelesen werden, : ‚Was ich sehr bedauere, als Priester und als Deutscher,‘ hat er gesagt.“ Und dann sei er raus in die Sakristei und zwei Lehrerinnen, die katholisch waren, hätten geholfen, die Gewänder wegzuräumen. Von da an seien die meisten von den Südtirolerinnen in die Stadt hinein zur Messe gegangen.
Foto: Berta Meraner (geb. 1924) in „Option und Erinnerung“.
Dokument: Über die Schule für Volksdeutsche in Achern – Rufach von Berta Meraner.
Quelle: „Die Erinnerung an die Südtiroler Option 1939“ von Sabine Merler
(Tagung “Option und Erinnerung”, 2./3. Oktober 2014, Freie Universität Bozen)