Maria Sigmund (geb. 1923), Optantin, nicht ausgewandert
Wie es ihr ergangen ist zur Zeit der Option? „Ja, man hat sich so gewöhnt als Kind, das ist einfach so die Zeit gewesen“, antwortet Maria Sigmund. Da sei nichts besprochen worden früher. Ihre Eltern sind dann Abendschule gegangen, um das Italienische zu lernen, denn sie hatten zwar optiert, waren bis zuletzt aber geblieben. „Und da hat man halt mitgetan, was man gekonnt hat“, erinnert sich Sigmund.
Ihr großer Bruder, der Klaviertechniker, war zur Optionszeit mit einer Österreicherin liiert. Daher hat er sich darum bemüht bald nach Innsbruck zu kommen – auch des Berufes wegen, den er dort besser ausüben konnte.
Die Jungen hätten ja keine Arbeit mehr gehabt, so Sigmund, und die meisten seien deshalb ausgewandert. Die Großbauern seien nicht gegangen, aber die kleinen Bauern, die wenig ihr Eigen nannten, eben schon.
Auch ihre Schwester ist ausgewandert, weil deren Mann in Innsbruck bei der Eisenbahn als Mechaniker sofort eine Anstellung erhielt. „Und die Mama wär so gern hinaus, wenn zwei Kinder draußen sind und die anderen komm-gehen wohl mit, die anderen drei“, erinnert sich Sigmund an die Gespaltenheit innerhalb der Familie. Doch der Vater wollte bleiben und pflegte zu sagen: „Mamele, tien mer net so schnell giehn. Es kommt schon noch etwas. Wir können zum Schluss auch noch gehen. Tun wir nur noch ins Landl bleiben.“ Und so ist es geblieben.
Foto: Maria Sigmund in „Option und Erinnerung“
Quelle: „Die Erinnerung an die Südtiroler Option 1939“ von Sabine Merler
(Tagung “Option und Erinnerung”, 2./3. Oktober 2014, Freie Universität Bozen)